Samstag, 16. Januar 2016

Die Drakensberge

Das Amphitheater
Urlaubszeit ist Reisezeit. Zumindest für einen ausländischen Freiwilligen. Da mein Jahresurlaub knapp bemessen ist, will ich in der freien Zeit, die mir bleibt, möglichst viel von dem Land, das ich besuche, sehen – und das heißt „Raus aus Kapstadt!“. Hunderttausende von Touristen besuchen die Mother City jährlich, um hier ihren wohlverdienten Urlaub zu verbringen. Mich zieht es jedoch woanders hin. Die Drakensberge waren schon immer ganz oben auf meiner Liste und ich habe die Gelegenheit am Schopfe gepackt und mich mit Freunden auf den Weg in das höchste Gebirge des südlichen Afrikas gemacht.
Eine Woche haben wir im Royal-Natal-Nationalpark gecampt. Dieser liegt im Norden der Drakensberge und schließt das zauberhafte Amphitheater mit ein. Am Fuße dieses Wunders der Natur durften wir unsere Zeit und Weihnachten verbringen.

Die Drakensberge sind das höchste Gebirge im südlichen Afrika. Mit fast 3500 Metern liegt die Spitze des Gebirges in der von Südafrika umschlossenen Enklave Lesotho. Das Gebirge erstreckt sich von der südafrikanischen Provinz Mpumalanga im Norden bis in das Ostkap im Süden. Im Westen reicht es bis nach Lesotho und endet in der Provinz KwaZulu-Natal.
Der Blick aus The Crack
Im Gegensatz zum Klima im Westkap herrscht im Osten Südafrikas ein subtropisches Klima. Regenzeit ist Frühling und Sommer, während die Wintermonate sehr trocken sind. Doch ganz Südafrika wird dieses Jahr von einer Dürre heimgesucht und deren Auswirkungen konnte man auch in den Drakensbergen feststellen: Obwohl es während unseres Aufenthaltes mehrmals heftig, allerdings nur kurzfristig, geregnet hat, war der gesamte Nationalpark ausgetrocknet. Der Vegetation sah man es an, doch an anderer Stelle nahm man die Dürre sehr viel deutlicher war. Dutzende Wasserfälle durchziehen den Nationalpark und versorgen die Bäche und Flussläufe mit frischem Wasser. Doch haben wir auf unseren Wanderungen durch den Park keinen einzigen Wasserfall gesehen – selbst dort nicht, wo sie eigentlich hätten sein sollen. Schluchten und Hänge, die eigentlich Wasser führen sollten, waren vollkommen ausgetrocknet. Es gab ausgeschriebene Wasserfälle, an denen kein einziger Tropfen Wasser zu sehen war. Die Bäche waren erschreckend niedrig. Was eigentlich nur in den Wintermonaten April und Mai nötig ist, musste schon im Dezember durchgeführt werden: kontrollierte Brandrodung und Feuerschneisen. Um ein echtes Buschfeuer besser kontrollieren zu können, lies man ganze Waldabschnitte abfackeln.
Doch all das tut dem Anblick des Amphitheaters rein gar nichts. Die berühmte Felsformation ist eine acht Kilometer lange und fast einen Kilometer hohe Steilwand am Ende des Tales Tugela Gorges. Erblickt man sie vom Anfang des Tales, weiß man, woher der Name stammt. Die Felswand ist zu ihren Seiten leicht gekrümmt und wirkt daher wie die Sitzplätze eines Amphitheaters, während das Tal die Bühne darstellt. Ein vierstündiger Marsch durch die Schlucht führt fast bis an die senkrechte Steilwand – und hier merkt man wiederum, wie hoch ein Kilometer sein kann. Von dort oben stürzen sich acht Wasserfälle in die Tiefe, welche das Tal speisen – keinen einzigen konnten wir sehen, was jedoch auch an den unglaublichen Ausmaßen des Massives lag.
Während trotz der Trockenheit viel Grün zu sehen war, haben die Drakensberge noch so viel mehr zu bieten. Wunderschöne Winterlandschaften mit dicken Schneeschichten, raue Gebirgshänge, alpine Landschaften. So bezaubernd der Urlaub war, er hat Lust auf Mehr gemacht. Die Drakensberge sind eine unglaublich facettenreiche Gegend. Der Hacken auf meiner Liste wurde gemacht, doch ein Wiedersehen würde ich nicht ausschließen wollen.

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