Sonntag, 21. August 2016

Fifty Shades of Skin

Wirklich anstrengend musste er sich nicht, um ins Finale der 100 m, Männer zu gelangen. Zeit, sich mit dem kanadischen Konkurrenten Andre De Grasse über die unterlegen langsamen Mitstreiter zu scherzen, fand er ebenfalls. Die Bilder gingen um die Welt, ein weiteres Highlight der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. In Zeiten des Internets verbreitet sich eine solche Nachricht fast genau so schnell, wie Usain Bolt sprinten kann.
Die berühmte US-amerikanische Late Night Show-Moderatorin Ellen DeGeneres versorgt ihre Fans auf Twitter und Instagram regelmäßig mit mehr oder minder schlechten Fotomontagen aus „den guten, alten Zeiten“. Mal erinnert sie an ihren Auftritt in „Elliot, das Schmunzelmonster“, in dem sie 1977 die Rolle des Pete gespielt haben soll. Oder sie zeigt uns, wie sie in der amerikanischen Reality-TV-Show „Bacherlor in Paradise“ irgendwo in der Karibik zwischen durchtrainierten Männern und obszönen Frauen am Strand posiert – mit 58 Jahren. Millionen von Fans feiern ihren selbstironischen, wenn auch in gewisser Weise blöden Humor. Seit Jahren schalten mehr und mehr Zuschauer bei ihrer Sendung The Ellen DeGeneres Show ein und schauen der neuen Oprah Winfrey mit ihrem markanten Strahlen zu.

Sonntag, 24. Juli 2016

Without Caption

Nach und nach trudeln aus Deutschland freudige Mitteilungen ein, dass man sich freue, mich in zwei Monaten wiederzusehen – vielen Dank dafür. Ich kann diese Freude gut nachvollziehen. Ein Jahr werde ich weg gewesen sein. Familie und Freunde werden mich ein Jahr nicht mehr gesehen haben. Das Gleiche gilt für mich: Die wenigsten habe ich gesehen, nur mit ein paar konnte ich über Skype telefonieren.
So groß die Freude auf der anderen Seite sein mag, bei mir hält sie sich trotz allem in Grenzen. Zwei Monate verbleiben mir in Kapstadt und Südafrika. Zwei Monate, um noch einmal aus den Vollen zu schöpfen. Einen Freiwilligendienst werde ich nur einmal absolvieren – und nun naht schon das Ende.

Samstag, 2. Juli 2016

„And united we shall stand, in South Africa our land“

Wenn man an Patriotismus denkt, so erscheinen schnell Bilder der USA vor dem inneren Auge: Stars and Stripes, die US-amerikanische Flagge, die Queen of Liberty, der Freiheitsadler. Patriotismus wird in den USA gelebt und hält eine solch große und diverse Nation zusammen. Doch auch wir Deutschen haben eine spezielle Beziehung zum Patriotismus. Während die Geschichte der USA jene Ideologie nährt und zum Wachsen beiträgt – sei es die Erklärung der Unabhängigkeit, der Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert, der Aufstieg zu einer Weltwirtschaftsmacht, die erfolgreiche Intervention in zwei Weltkriegen – dämpft ein einst herrschender Nationalismus in Deutschland den Stolz auf die eigene Nation. Internationale Medien schreien die Wiedergeburt des Dritten Reiches herbei, wenn stolz die Flagge Deutschlands geschwungen wird. Sind am Haus wehende Fahnen im mittleren Westen beispielsweise keine Seltenheit, so sieht man solche in Deutschland überhaupt nicht. Der Unterschied zwischen Nationalismus und Patriotismus ist klein, doch wird oftmals übersehen.

Sonntag, 19. Juni 2016

Obszession

Schon in den ersten Wochen meines Freiwilligendienstes ist mir dieser eine Unterschied der südafrikanischen Mentalität gegenüber der deutschen aufgefallen. Sicherlich hervorgerufen durch den in Europa herrschenden, starken Verbraucherschutz und des allgemeinen gesellschaftlichen Bewusstseins.
Der Zigarettenkonsum, vor allem unter Jugendlichen, soll in Deutschland zurückgehen. Während in den 80ern das Rauchen noch in Mode war und es zum guten Ton gehörte, einem Gast eine Zigarette anzubieten, merkt man heute eine wachsende Abneigung gegenüber Nikotin und vor allem den unzähligen Schadstoffen, die in dem einige Zentimeter langen Papierröllchen stecken. Auch kleben mittlerweile Schockbilder auf den Verpackungen – wie gut diese ihre Wirkung entfalten können, ist fraglich. Nichtsdestotrotz herrscht eine geringe gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Rauchen, was man auch daran erkennt, dass Fernseh-Werbung von Zigarettenherstellern sowie beispielsweise das Sponsoring eines Sportclubs verboten sind.

Sonntag, 12. Juni 2016

Der Naturzustand des Menschen

Wenn mir Südafrika eines gezeigt hat, dann wie glücklich wir Deutsche uns schätzen sollten, in einem solch sicheren Land zu leben.
Sicher? Die Einbruchszahlen nehmen merklich zu. Flüchtlinge sorgen für das Erwachen rechtspopulistischer Gruppierungen. Vor der eigenen Haustür wütet islamisch-extremistischer Terror.
Ich möchte dies nicht als „Meckern auf hohem Niveau“ bezeichnen, doch sind diese Phänomene vielmehr einzigartig in ihrem Dasein und keinesfalls von dauerhafter oder langfristiger Natur. Verbarrikadiere ich mich, nur weil Einbrüche zunehmen? Meide ich große Menschenansammlungen, nur weil der IS vor einigen Monaten Paris attackiert hat?

Mittwoch, 11. Mai 2016

eGoli - die Stadt des Goldes und des Schundes

Die Innenstadt Johannesburgs
Wenn in Deutschland die Arbeit für einen Tag niedergelegt wird und Menschengruppen mit Bollerwagen durch die Walde wandern, dann ist der 1. Mai. Tag der Arbeit, ein Tag für die Arbeitnehmer, die sich diesen Feiertag erkämpft haben. Doof, dass dieser in diesem Jahr auf einen Sonntag gefallen ist. Einen Nutzen haben die Arbeitnehmer dadurch nicht erhalten.
Anders ist es in Südafrika. Hier ist der Regierung aufgefallen, dass dies nicht gerecht ist. Somit hat man entschieden – sollte denn der Tag der Arbeit auf einen Sonntag fallen – den darauffolgenden Montag als nationalen Feiertag zu feiern. Dies war dieses Jahr der Fall und somit wurden wir mit einem langen Wochenende beschert.

Mittwoch, 20. April 2016

Taxi Taxi - und andere öffentliche Verkehrsmittel

Prinzipiell unterscheiden sich die öffentlichen Verkehrsmittel in Kapstadt und Südafrika nicht sehr von denen in Deutschland: Bus und Bahn, „Taxi“ und Metro – und doch erscheint es wie vieles, wenn man die Heimat verlässt, fremd.
Sprach ich noch von Robben Island als Wahrzeichen von Kapstadt, so ist es auch nicht gelogen, die berühmten Minibustaxis im selben Zuge zu nennen. Weiße Toyota Minibusse, bestückt mit zwanzig Menschen und mehr, wummernd vor lauter Musik und ein Mann, der sich aus dem Fenster lehnt und den Passanten zuschreit, wohin das Taxi fährt – und das mit 120 km/h innerorts. Das sind zusammengefasst die Minibustaxis Kapstadts.