
Die berühmte
US-amerikanische Late Night Show-Moderatorin Ellen DeGeneres versorgt
ihre Fans auf Twitter und Instagram regelmäßig mit mehr oder minder
schlechten Fotomontagen aus „den guten, alten Zeiten“. Mal
erinnert sie an ihren Auftritt in „Elliot, das Schmunzelmonster“,
in dem sie 1977 die Rolle des Pete gespielt haben soll. Oder sie
zeigt uns, wie sie in der amerikanischen Reality-TV-Show „Bacherlor
in Paradise“ irgendwo in der Karibik zwischen durchtrainierten
Männern und obszönen Frauen am Strand posiert – mit 58 Jahren.
Millionen von Fans feiern ihren selbstironischen, wenn auch in
gewisser Weise blöden Humor. Seit Jahren schalten mehr und mehr
Zuschauer bei ihrer Sendung The Ellen DeGeneres Show ein und schauen
der neuen Oprah Winfrey mit ihrem markanten Strahlen zu.

Genau so wie immer waren
die Reaktionen jedoch nicht. In Zeiten des Internets kann ein solcher
Post schnell viral werden, ohne, dass der Eigentümer dies
vorhersehen und vor allem etwas dagegen tun kann. Schnell kamen
rassistische Vorwürfe auf, dass DeGeneres erniedrigend und
herabblickend auf Schwarze schaue. Vor allem vor dem Hintergrund der
Sklaverei in den USA während des 19. Jahrhunderts und den noch immer
anhaltenden Unruhen zwischen den Rassen in den Vereinigten Staaten
erhält jener Post Brisanz.
Es ist kein großer
Aufruhr, der entstanden ist. DeGeneres hat sich zu den Vorwürfen
nicht geäußert, den Post nicht aus dem Internet genommen. Doch
zeigen jene Aussagen und Vorwürfe gegen den angeblich rassistischen
Beitrag, wie tief noch immer rassistische Tendenzen und gedankliche
Rassestrukturen in uns hausen. Der Vorwurf entblößt vielmehr die
intrinsische, rassistische Konnotation der Anklage.
Ich sehe einen Scherz,
einen Witz. Ganz nach DeGeneres' Art hat die Moderatorin erneut eine
Satire entworfen. Im Mittelpunkt steht die Gratulation, sogar die
Eheerweisung: „Herr Bolt, Sie sind einsame Spitze – und dazu noch
witzig.“
Andere sehen eine
diskriminierende Äußerung – vor allem zuerst eine
Diskriminierung, und nicht den Witz. Man sieht die weiße Frau, die
vom schwarzen Sklaven getragen wird.
Woher kommen nur diese
Vorwürfe?
Weil ich kritisch
aufgeklärt man, mag einer antworten.
Das gebe ich zu. Ist
damit Rassismus oder zumindest ein unterschwelliges Rassedenken
überwunden?
Nein!
Als Ankläger mag man
vielleicht nicht diskriminierend-rassistisch sein, doch man sieht
noch immer in Farben, wenn es um Haut geht; schwarz, weiß, farbig.
Das Ideal einer assimilierenden Gesellschaft ist doch, dass man keine
Schattierungen mehr wahrnimmt. Wir gehören alle einer Spezies an,
dem homo sapiens sapiens. Durch eine Genmutation bildete sich jedoch
die weiße Hautfarbe aus, welche es den Hominiden ermöglichte, das
kalte Europa und Asien zu besiedeln.
Während meiner Zeit in
Südafrika frage ich mich immer wieder, wie sehr ich noch in
Hautfarbe denke. Ich bin integriert in das gesellschaftliche und
sozioökonomische Umfeld. Während es in Deutschland ganz normal war,
weiße Bauarbeiter an Baustellen zu sehen, so wurden hier anfangs
noch immer meine Augen geweckt, wenn ich an Straßenarbeiten
entlanggefahren bin. Aufgrund dessen bin ich sehr gespannt auf die
erste Begegnung mit einer deutschen Putzkraft: Werden meine Augen
erneut geweckt, wenn mich eine weiße Frau ansieht?
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