Die Innenstadt Johannesburgs |
Anders ist es in
Südafrika. Hier ist der Regierung aufgefallen, dass dies nicht
gerecht ist. Somit hat man entschieden – sollte denn der Tag der
Arbeit auf einen Sonntag fallen – den darauffolgenden Montag als
nationalen Feiertag zu feiern. Dies war dieses Jahr der Fall und
somit wurden wir mit einem langen Wochenende beschert.
Unsere kleine-große Reisegruppe |
Der Flughafen O.R. Tambo,
der größte Flughafen Afrikas, war unsere Anlaufstelle. Von dort aus
sind wir in den Stadtteil Melville, dem Observatory Joburgs gefahren. Dort haben uns Judith und Lara, unsere beiden
Gastgeberinnen, und Linda aus Pretoria erwartet. Gemeinsam wollten
wir das Wochenende verbringen.
"For to be free is not merely to cast off one's chains, but to live in a way that respects and enhances the freedom of others." Nelsond Mandela |
Der Eingang in die Apartheid |
Wie auch Kapstadt hat
Johannesburg eine alternative Kunstszene, die vorwiegend von
jungen Menschen bestimmt wird. Ein Zentrum dieser urbanen Bewegung ist
der Stadtteil Maboneng, ein altes Industriegebiet nahe des
Stadtzentrums. Im Gegensatz zu Kapstadt ist diese weniger hip. In
Maboneng finden sich kulinarische Märkte in Hintergärten, Arts and
Craft-Märkte in alten Industriehallen und Trödelmärkte auf den
Straßen. Dies erinnert schon ein wenig an das Künstlerviertel
Woodstock in Kapstadt, hat jedoch seinen ganz eigenen Flair. So
findet man Kunst von Straßenkünstlern, ehemalige Straßenkinder
stellen ihre Fotografien aus, Expressionisten zeigen ihre
kubistischen Werke auf Großleinwand.
Wagt man nun einen Blick
auf die Straßen Johannesburgs, so sieht man die Kunst der dort
lebenden mit anderen Augen. Die Innenstadt ist ein Albtraum: dreckig,
ranzig, gefährlich. Besiedelt wird der Central Business District
vorwiegend von Obdachlosen, Junkies und Gangs. Man traut sich nicht
mal einfach so in die Innenstadt. Selbst eingeschlossen im Auto ist
dieser Teil Joburgs alles andere als sicher – und das merkt man
selbst durch die verschlossene Tür.
Während der Apartheid
war es den Farbigen und Schwarzen nicht gestattet, im Zentrum wohnen
zu bleiben. Diese mussten jedoch jeden Tag mit dem Bus oder Zug in
die Stadt fahren, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Nachdem das
Regime gefallen ist und die Diskriminierung aufgehoben wurde, zogen
die Menschen in einer riesigen Welle in die Innenstadt – und mit
ihnen ihre Probleme wie Armut, Drogenabhängigkeit und Kriminalität.
So entstand das Bild des heutigen Stadtzentrums.
Mitten in der Stadt liegt
das Carlton Centre, ein großes Einkaufszentrum. Dieses Hochhaus –
das ebenfalls Büroräume beherbergt – heißt Top of Africa. Die
oberste Etage, der 50. Stock, bietet eine Aussichtsplattform mit
einem Rundumblick über Johannesburg. Innerhalb von 37 Sekunden reißt
der Aufzug seine Passagiere bis ganz an die Spitze – und dann hat
man einen atemberaubenden Blick über das Brooklyn Afrikas. Ganz auf
seine eigene Art und Weise ist Joburg von dort oben schön – man
kann sogar den Dreck und die Gefahr, die gut einhundert Meter weiter
unten herrscht, ausblenden.
Der historische Kern Kliptowns |
Und dann war unser
Kurzurlaub auch schon vorbei. Einiges konnten wir sehen – auch wenn
es nicht viel zu sehen gab. Johannesburg ist sehr schnelllebig und
vor allem groß. Leicht geht man verloren oder findet sich erst gar
nicht zurecht. Schön ist es auch nicht wirklich. Und doch hat die
Stadt ihren ganz eigenen Charme. Ein Ort zum leben? Ich bin doch
froh, in Kapstadt wohnen zu dürfen – und gleich am Dienstag auch
wieder arbeiten zu dürfen.
Lieber Nico,
AntwortenLöschenes hat mich sehr amüsiert über euren Besuch bei uns lesen zu dürfen. Deinen Eindruck über die Stadt und Menschen zu erfahren. Johannesburg ist nicht die schönste Stadt, aber sie hat ihren eigenen mal mehr mal weniger wunderbaren Charme, es braucht seine Zeit ihn zu entdecken. So wahre und klare Worte hast du gefunden!
Die Tage mit euch hab ich sehr genossen, schön das ihr da wart :)
Liebe Grüße, Lara