Samstag, 21. November 2015

Die Rugby-Weltmeistershaft

Während in Deutschland das Sommermärchen 2006 zugrunde gerichtet wird, feiert Südafrika seine Springbocks. Die Rugby-Nationalmannschaft im grün-gelben Trikot gehört zu den besten der Welt. Neben den Big Players Neuseeland und Australien gehört Südafrika zur Rugby-Weltelite. Und eben diese Elite und viele weitere Nationalmannschaften trafen sich vom 18. September bis zum 31. Oktober in England, um zum achten Mal die beste Mannschaft der Welt zu küren. 
Wie erwartet konnten sich die All Blacks gegen den Rest der Welt durchsetzen. Im Finale spielte Neuseeland gegen seinen Nachbar Australien. Deutlich siegte Neuseeland mit 34:17 gegen Australien und krönte sich damit zum dritten Mal in Folge zum Weltmeister, was bislang noch kein Team gelungen ist. Südafrika verlor im Halbfinale gegen Neuseeland, siegte im Spiel um Platz Drei jedoch gegen Argentinien mit 24:13.
Während im Fußball der Sieg im "kleinen Finale" gefeiert wird, vielleicht sogar mehr Wert ist als der zweite Platz, zählt in der Rugby-WM nur der Sieg. Wir haben fast jedes Spiel der Springbocks live in einer Bar oder einem Pub verfolgt. Jedes Mal war die Stimmung grandios; kein Spiel schien wichtiger oder weniger wichtig als ein anderes, denn jedes war gleich gut besucht. Schon den ganzen Tag liefen die Menschen in den Trikots der Nationalmannschaft herum, sogar auf der Arbeit sah man einige Kollegen das Trikot tragen. Und während des Spieles trug jeder ein Trikot. Die Atmosphäre war ein jedes Mal großartig: angespannt, wenn es knapp wurde, doch Jubel, wenn die Bokkies gewannen.
Doch am 30. Oktober sah die Situation etwas anders aus: Obwohl Südafrika noch im Turnier war und ein Spiel zu spielen hatte, schien es fast so, als hätten die Menschen mit der WM schon abgeschlossen. Das Spiel um Platz Drei schien nur noch wenige zu interessieren und auch unsere Stamm-Kneipe war leerer als bei den Spielen zuvor. Natürlich fanden sich einige Fans, doch Spannung kam kaum auf - vielleicht, weil man sich im Spiel gegen Argentinien ziemlich sicher war. Selbst das Finale Neuseeland vs. Australien war besser besucht, obwohl es ziemlich gefährlich ist, sich in Südafrika mit einem Trikot der All Blacks zu zeigen.
Doch ganz ähnlich wie das deutsche Sommermärchen nahm die Rugby-WM das ganze Land in seinen Bann. Die Nationalspieler sind riesengroße Stars in Südafrika. Sie werden gefeiert, sind in jedem zweiten Werbespot und auf Plakaten zu sehen, sie geben ihr Gesicht her für Körperpflegeprodukte oder Büromaterialien und natürlich wirbt das Pay-TV mit ihnen. Die kleinen Kinder, die auf dem Schulhof Rugby spielen, träumen davon, einmal so groß zu sein wie ihre Idole.
Man sieht, eine Rugby-WM ist ganz ähnlich zu einer Fußball-WM. Weltmeisterschaft ist Weltmeisterschaft, nur der Sport ist anders. Wie funktioniert Rugby eigentlich? Dieser Sport, den in Deutschland ganze 5000 Menschen aktiv spielen?
Prinzipiell ist Rugby ähnlich zu American Football. Doch sollte man diese beiden Sportarten niemals zu sehr vergleichen. In Südafrika wird American Football nämlich das Rugby für Weicheier genannt. Dass dies jedoch gar nicht der Fall ist, weiß man kaum. Ich konnte in beide Sportarten hineinschnuppern. Beim Rugby versuchen jeweils 15 Spieler pro Team den eierförmigen Ball in das gegnerische Mahlfeld zu tragen. Im Gegensatz zum American Football darf der Ball jedoch nur nach hinten geworfen werden; man muss ihn also nach vorne tragen. Trifft man auf gegnerische Spieler muss man sich durch sie durchkämpfen. Solche Tackles sehen brutal aus und sind auch sehr brutal. Vor allem, weil Rugby-Spieler kaum Körperschutz tragen. Lediglich ihr Schritt und ihr Gebiss sind geschützt. Ansonsten müssen Muskeln ausreichen. Und davon haben sie einige. Zwei Meter-Männer, 150kg - ein Rugby-Spieler sieht sehr beeindruckend aus. Respekt haben sie allerdings allemal: Während im Fußball die Entscheidung eines Schiedsrichters fast immer lautstark angezweifelt wird, ist die Meinung des Unparteiischen im Rugby heilig - jeder Spieler akzeptiert sie ohne Widerworte. Auch gilt es im Rugby, sich seine Verletzungen möglichst nicht anmerken zulassen - im Fußball sind Schwalben an der Tagesordnung.
Sieht man die südafrikanische Nationalmannschaft zum ersten Mal spielen, mag man berechtigterweise etwas verwundert sein, dass man kaum schwarze oder farbige Spieler sieht. Die Regenbogennation hat vor allem weiße Spieler. Das liegt daran, da es vor und während der Apartheid Nichtweißen nicht gestattet war, Rugby mit Weißen zu spielen. Fußball hingegen wird von Farbigen und Schwarzen gespielt - und das spiegelt sich im Nationalteam Bafana Bafana ("die Jungs") wider. Auch kann man im Township oder in den Cape Flats sehr viel besser Fußball als Rugby auf den Straßen spielen.
Doch ganz gleich ob Schwarz oder Weiß, Sport verbindet - vor allem in Südafrika, wo Sport ein solch zentraler Teil des Lebens ist. Fast jeder Schüler ist Teil eines Sportteams seiner Schule; allen voran natürlich Rugby oder Fußball, aber auch Cricket ist sehr beliebt in Südafrika. Und auch die Rugby-WM hat verbunden. Zwar ist das Puplic Viewig weniger vorteilhaft in Südafrika, da es sehr aufwendig und trotzdem gefährlich ist, dafür kann man eine wunderbare Stimmung in diversen Kneipen oder Pubs genießen. Zwar ist es schade, dass die Springbocks verloren haben, doch lieben die Südafrikaner ihrer Mannschaft noch immer.

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