Mittwoch, 2. Dezember 2015

Streetopia

Observatory – ein Stadtteil, der schon immer etwas alternativ war und immer für eine Überraschung gut ist. War dieses Viertel während der Apartheid ein Ort, an dem Schwarz und Weiß nebeneinander lebten, so ist es heute noch immer eine sehr lebhafte und bunte Gegend. Geht man freitags Abend in einen Club oder Kneipe, so merkt man, wie bunt Obs wirklich ist: jung und alt, schwarz, farbig und weiß, Schwule und Transen – und jeder tanzt, wie er will und niemanden stört es.
Dass Obs aber noch bunter werden kann, hätte auch ich mir kaum vorstellen können. Nach Jahren des Winterschlafes wurde das berühmte Obs-Festival wiederbelebt. Früher war dieses Straßenfest eine jährliche Attraktion – wie die Dorfkirmes in Deutschland. Die gesamte Lower Main Road, die Aorta Observatorys, wurde abgesperrt und Straßenkünstler, Musiker, Cafés, Verkäufer und verrückte Menschen fanden sich auf den Straßen zusammen. Dieses Jahr fand eine abgespeckte Variante eben jenes Festes statt.
Wie während des deutschen Karnevals wurde die Lower Main Road mit Girlanden und Fahnen geschmückt, auf jedem Straßenschild war nun nur noch „Streetopia“ zu lesen, alle Cafés und Bars und Kneipen und Clubs öffneten ihre Türen, die verschiedenste Musik hörte man aus jeder Gasse klingen – Jazz, Elektro, Swing, Rock, Pop – Kinder spielten auf den Straßen, Erwachsene verkleideten sich, als sei es Karneval, Musiker gaben Konzerte. Eine ganz wunderbare Atmosphäre lag in der Luft. Die Menschen waren entspannt, setzten sich auf die Wiesen in den Parks, verschenkten „Free Hugs“ und waren einfach nur gut drauf.
Die Renaissance des Obs-Festivals machte Lust auf mehr. Gerne hätte ich das wahre Obs-Fest kennengelernt. Man merkte, dass die Veranstalter langsam begonnen haben. Besonders groß und weitläufig war das Festival-Gelände nicht. Doch umso mehr muss man ihnen anrechnen, wie sie es trotzdem geschafft haben, eine solch magische Stimmung zu schaffen – wie sie es trotzdem geschafft haben, Observatory ein bisschen bunter zu machen.

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