Mittwoch, 2. Dezember 2015

Streetopia

Observatory – ein Stadtteil, der schon immer etwas alternativ war und immer für eine Überraschung gut ist. War dieses Viertel während der Apartheid ein Ort, an dem Schwarz und Weiß nebeneinander lebten, so ist es heute noch immer eine sehr lebhafte und bunte Gegend. Geht man freitags Abend in einen Club oder Kneipe, so merkt man, wie bunt Obs wirklich ist: jung und alt, schwarz, farbig und weiß, Schwule und Transen – und jeder tanzt, wie er will und niemanden stört es.

Dienstag, 1. Dezember 2015

Der (fast) südlichste Punkt Afrikas

Namensgebend für Kapstadt ist natürlich das atemberaubend schöne Kap. Der Table Mountain National Park ist UNESCO-Welterbe und sicherlich einer, wenn nicht sogar der schönste Ort auf Erden. Er bildet die Südspitze der Kaphalbinsel mit den beiden berühmten Orten „Kap der Guten Hoffnung“ und Cape Point. Zusammen mit der Gebirgskette des Tafelbergs umfasst der Nationalpark eine Fläche von 7750 Hektar und schließt 40 Kilometer Küste ein. Das Kap ist wichtiger Bestandteil der Kapflora, dem flächenmäßig kleinsten, aber artenreichsten Florenreich der Welt – allein am Tafelberg sind mehr Pflanzenarten anzutreffen als in ganz Großbritannien.

Samstag, 21. November 2015

Die Rugby-Weltmeistershaft

Während in Deutschland das Sommermärchen 2006 zugrunde gerichtet wird, feiert Südafrika seine Springbocks. Die Rugby-Nationalmannschaft im grün-gelben Trikot gehört zu den besten der Welt. Neben den Big Players Neuseeland und Australien gehört Südafrika zur Rugby-Weltelite. Und eben diese Elite und viele weitere Nationalmannschaften trafen sich vom 18. September bis zum 31. Oktober in England, um zum achten Mal die beste Mannschaft der Welt zu küren. 
Wie erwartet konnten sich die All Blacks gegen den Rest der Welt durchsetzen. Im Finale spielte Neuseeland gegen seinen Nachbar Australien. Deutlich siegte Neuseeland mit 34:17 gegen Australien und krönte sich damit zum dritten Mal in Folge zum Weltmeister, was bislang noch kein Team gelungen ist. Südafrika verlor im Halbfinale gegen Neuseeland, siegte im Spiel um Platz Drei jedoch gegen Argentinien mit 24:13.

Samstag, 7. November 2015

Back In Time

Eine Entdeckung, die ich sehr früh in Südafrika machen konnte, ist folgende: Südafrika entschleunigt. Zumindest ein Westeuropäer tritt gewaltig auf die Bremse, wenn er für ein Jahr nach Südafrika kommt. Zumindest ich musste die Zeitmaschine in den Rückwärtsgang schalten - und konnte dadurch in den Genuss der guten alten Zeiten kommen. Und das aus gutem Grund.
Wie unlängst bekannt ist, ist Lotus River, meine Wohngegend, ein härteres Pflaster. Es gilt, sich zu wappnen, um Übergriffe zu minimieren. Dazu gehört natürlich, nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr das Haus zu verlassen, sich möglichst schnell und nur auf belebten Wegen zu bewegen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme, die ich treffe, ist, keine Wertgegenstände unnötig bei mir zu tragen oder öffentlich zu zeigen. Mein Smartphone bleibt also bei mir zu Hause - immer. Und zuhause kann ich es auch nur eingeschränkt nutzen, denn: kein Internet.

Freitag, 16. Oktober 2015

Welcome to the Mother City

Und nach ziemlich genau zwei Jahren ist es wieder soweit: Ich bin angekommen am schönsten Ort der Welt. Kapstadt hat mich mit offenen Armen empfangen. Als ich vor zwei Jahren einen Schüleraustausch nach Südafrika gemacht habe, war ich wie weggeblasen von der Schönheit dieses Ortes. Der majestätische Tafelberg streckt immer, egal wo man ist, seine Arme aus. Der Atlantik ist rau, doch lässt einen nicht los. Die schillernden Facetten dieser riesigen Stadt sind faszinierend. Das alles klingt sehr romantisch – das gebe ich zu – doch unsere ersten Tagen waren auch sehr romantisch.

Donnerstag, 24. September 2015

Männer und Gefühle...


Nach einem wirklich schönen Abend mit meiner ganzen Familie sollte ich mich langsam auf Südafrika vorbereiten - mental. Der Koffer ist gepackt, heute geht der Flug. Ganz so cool wie ich mich gestern gegeben habe, bin ich dann heute doch nicht mehr. Der Abschied von meinen Verwandten war nicht schön, aber auch nicht schmerzhaft. Doch jetzt, wo ich kurz vor dem Borden stehe, pumpert mein Herz doch ganz schön schnell. Gestern war es noch mehr Angst. Angst vor dem Unbekannten. Heute ist es Aufregung. Alles ist gepackt. Alles ist erledigt. Das einzige, was ich noch machen muss, ist in den Flieger zu steigen - als wenn das so einfach wär.

Mittwoch, 23. September 2015

17 Kilogramm Gepäck und eine Tonne Nervosität

Schon seit einigen Monaten hängt eine einzige Frage über meinen Gedanken: Wie soll ich für ein Jahr Auslandsaufenthalt packen? Bislang hatte ich keine Antwort auf diese Frage. Und auch jetzt, nachdem ich 17 Kilogramm an Gepäck in meinem Koffer verstaut habe, kann ich sie noch immer nicht beantworten. Übermorgen werde ich in Kapstadt sein und erst dann kann ich Auskunft darüber geben, was man besser mitnehmen sollte und was nicht.

Montag, 17. August 2015

Authority to proceed to the Republic has been granted

Nach nun mehr als sieben Wochen tatenlosem Bangen und Warten habe auch ich mein Visum erhalten. Gerade wollte ich in die Dusche gehen, da rief mich meine Mutter lautstark und ich wusste, es kann nur das Visum sein.
Es war schon fast tägliche Routine: Kaum hat man sich versehen, schon schrieb erneut ein Freiwilliger von SAGE Net, dass er sein Visum erhalten habe. Die WhatsApp-Gruppe war ständig am vibrieren. Mir schien es, als würden die Sachbearbeiter aus der Botschaft täglich würfeln, welche Visa sie bearbeiten und genehmigen. Es galt nämlich nicht die Regel: Wer zuerst kommt, mal zuerst. Vor sieben Wochen habe ich meinen Antrag abgeschickt, acht Wochen ist die maximale Bearbeitungszeit der Botschaft. Der inoffizielle Rekord des am schnellsten genehmigten Visums liegt bei elf Tagen. Felix, herzlichen Glückwunsch dafür.

Freitag, 14. August 2015

Kalorien für den guten Zweck

Ein klitzekleines Update zu meinem Förderkreis: Insgesamt 2400€ müssen wir Südafrika-Freiwillige aufbringen. Durch Spenden von Unternehmen und Organisationen oder aber - und das sind die lukrativen Möglichkeiten - durch Aktionen, bei denen die Einnahmen in den Spendentopf gehen. Diese Aktionen setzen der Kreativität keine Grenzen: Ob Benefit-Konzerte (welche das Spielen eines Instrumentes voraussetzen), die Organisation eines Konzertes, Tombolas, ein Stand auf einem Flohmarkt - es gibt überraschend viel, womit man Geld verdienen kann.
Auch ich wollte gerne eine solche Aktion machen und habe mir dafür meine Schule als Opfer Unterstützung ausgesucht. Ich wollte gerne Waffeln verkaufen, da ich weiß, dass die Schüler des Gymnasium Netphens auf jegliche Art an zubereiteten Snacks abfahren. Während meiner Schulzeit waren die Stände von Sandwich- und Waffelverkäufen ruckzuck ausverkauft. Also habe ich meine ehemalige Schule angesprochen und mir wurde vorgeschlagen, gleich am ersten Schultag nach den Sommerferien meine Waffeln zu verkaufen. Warum? Weil gleich am ersten Schultag die neuen Fünftklässler eingeschult werden und Eltern und Großeltern und Freunde dabei sind. Vergangenen Mittwoch war der besagte erste Schultag nach den Sommerferien und mein Verkauf war ein voller Erfolg.

Freitag, 7. August 2015

Das Leben mit Behinderung - Erfahrungen aus meinem Praktikum


Knapp zwei Wochen ist es her, dass ich mein Praktikum im Haus der Lebenshilfe begonnen habe. Nun ist es auch schon vorbei und die Bestätigung, dass ich die individuelle Vorbereitung auf meinen Freiwilligendienst absolviert habe, steckt in meiner Tasche. Aber was konnte ich noch alles in meinen Rucksack einpacken? Und was kann ich alles in meinen Koffer für Südafrika packen? Anfangs habe ich noch von Ängsten und Unsicherheiten gesprochen. Ich hatte keinerlei Erfahrung im Umgang mit Behinderten. Ich habe mich gefragt, wie man auf sie zugeht, wie man sich verhält, mit ihnen spricht. Ich kann zum Glück sagen, dass all meine Unkenntnisse beseitigt werden konnten. Wenn ich zurückblicke, so muss ich fast sagen, dass ich mehr mitnehmen konnte und gelernt habe, als ich mir vorgestellt habe.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Das Leben mit Behinderung

Die Cape Mental Health Society bietet Menschen mit psychischer Behinderung einen Ort zum Leben und Lernen. Auch ich werde ein ganzes Jahr mit Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten. Ich will es nicht verschweigen: Da ich noch nie in meinem Leben mit Beeinträchtigten langfristig in Kontakt gewesen bin - Inklusion ist noch nicht soweit fortgeschritten - verspüre ich natürlich gewisse Berührungsängste und Unsicherheiten. Seit dem mir mitgeteilt wurde, dass ich bei CMHS tätig sein werde, mache ich mir darüber Gedanken: Wie verhalten sich beeinträchtigte Menschen? Wie soll ich mich verhalten? Ganz normal? Muss ich auf etwas achten? Keine Frage, diese Herausforderung schien mir bislang als die größte.
Das weltwärts-Programm, an dem ich teilnehme, sieht eine dreitägige, individuelle Vorbereitung vor. So wie man als Freiwilliger an Vor-, Zwischen- und Nachbereitungsseminaren teilnimmt, so muss man sich auch individuell auf seinen Dienst vorbereiten. Dies kann geschehen, indem man beispielsweise Vorträge oder Seminare zum Thema Entwicklungsarbeit oder globaler Süden besucht; indem man ein Praktikum absolviert oder sich anderweitig vorbereitet. Dem Freiwilligen stehen fast alle Türen offen. Aufgrund meiner oben beschriebenen Unsicherheit und Ängste habe ich mich dazu entschlossen, ein Praktikum bei der Lebenshilfe zu absolvieren. Glücklicherweise gibt es in unserer Region ein Wohnhaus der Lebenshilfe, indem Beeinträchtigte wohnen und leben. Ich darf zwei Wochen lang die Betreuer begleiten, von ihnen lernen und den Umgang mit den sogenannten Bewohnern kennenlernen.

Mittwoch, 1. Juli 2015

Fair Berichten - die subjektive Objektivität

Ein Jahr Freiwilligendienst. Ein Jahr in einer Kultur,  die der europäischen kaum unähnlicher sein könnte - dabei würde ich jedoch sowohl der europäischen, als auch der südafrikanischen Kultur Unrecht tuen, wenn ich lediglich von einer Kultur spräche.
Wir alle haben gewisse Bilder und Assoziationen im Kopf, wenn wir von der südafrikanischen "Kultur" sprechen oder hören. Sinn und Zweck dieses Blogs ist es, eben diese vorzustellen, Einblicke zu gewähren, aber auch mit Klischees aufzuräumen. Man mag meinen, dass ich durch dieses eine Jahr in gewisser Weise ein Experte für Südafrika werde. Zumindest aber nehmen alle Leser dieses Blogs, die Informationen, die ich verbreite, meist ohne genau zu hinterfragen auf. 
Doch ich möchte hiermit deutlich darauf hinweisen, dass alles, was ich schreibe, fotografiere, filme und poste vollkommen von meinem subjektiven Standpunkt aus dokumentiert wurde. Vollkommene Objektivität und Faktizität ist nicht möglich - das möchte ich von vornherein feststellen. Aus diesem Grund möchte ich alle Leser bitten, das von mir veröffentlichte Material durchaus mit Skepsis zu hinterfragen. Mir ist es nicht möglich, das typische Südafrika zu präsentieren, weil es dieses nicht gibt. Auf Grund dessen möchte ich mit diesem Beitrag einige Punkte aufzeigen, die von mir zu hinterfragen sind, die von euch zu hinterfragen sind, die meine subjektive Realitätwahrnehmung erläutern und die falsche Erwartungshaltungen von mir und von euch  aufzeigen. 

Donnerstag, 11. Juni 2015

Spendenkreis

Aufschlüsselung der anfallenden Kosten eines Freiwilligendienstes
Leider regiert Geld die Welt. Und so ist auch mein Freiwilligendienst mit enormen Kosten verbunden. Rund 10000 Euro kostet ein Jahr Südafrika für einen deutschen Freiwilligen - ohne Unterstützung nur für die reichsten der Reichen möglich. Glücklicherweise wird der weltwärts-Freiwilligendienst vom BMZ gefördert. Zu 75% übernimmt der Bund jeweils den Aufenthalt der Freiwilligen - der Rest muss individuell aufgebracht werden. SAGE Net als meine Entsendeorganisation ist auf Spenden angewiesen, um bestehen zu können. Daher können sie die anfallenden Kosten nicht selber übernehmen, wie das manch andere, große Organisationen können.

Ein freundliches "Sawubona", "Molo", "Hello" und "Hallo"

Südafrika.
Irgendwelche Assoziationen? Tafelberg. Das Kap der Guten Hoffnung. Endlose Weiten. Hakuna und Matata. Schwarz und Weiß. Apartheid.
Südafrika hat vieles zu berichten. Mehr als man glauben mag. Und zu viel, um alles in einem Jahr zu erfahren. Aber irgendwo muss man schließlich anfangen.
Für ein Jahr werde ich in Kapstadt wohnen und leben. Ich nehme am weltwärts-Programm teil, einem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst, der vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Arbeiten werde ich bei der Cape Mental Health Society (CMHS). Seit 1913 unterstützt diese Organisation Menschen mit Behinderung, indem sie ihnen einen geregelten Tagesablauf bietet und ihnen die Möglichkeit gibt, eine Arbeitsstelle außerhalb von CMHS aufzunehmen. Entsendet werde ich von der in Berlin ansässigen Organisation SAGE Net e.V. (South African German Network). SAGE Net unterstützt den interkulturellen Austausch, indem sie Studien anfertigen sowie Vorträge und Seminare anbieten - und jährlich rund dreißig Freiwillige nach Südafrika senden.
Einer dieser Freiwilligen bin ich. Nicola Schneider, achtzehn Jahre alt. Das Abitur in der Tasche und nun bereit, die Welt zu erkunden. Südafrika wird die erste Herausforderung der Erwachsenenwelt sein, der ich mich gestellt sehe. Im Oktober 2013 habe ich das Land bereits einmal besucht. Für vier Wochen durfte ich in einer Gastfamilie wohnen und einen ganz kurzen Tauchgang durch die Kulturen machen. Bleibenden Eindruck hat es hinterlassen, ansonsten stände ich wohl jetzt nicht hier.
Dieser Blog soll Anlaufstelle für alle sein, die auch nur in irgendeiner Weise etwas mit Südafrika zu tun haben. Seien es Freunde oder Verwandte, Spender meines Förderkreises, andere Freiwillige, meine Vorgänger oder Nachfolger - jeder ist willkommen und herzlich eingeladen, zu bleiben. Regelmäßig werde ich meine Gedanken und Eindrücke, meine Erwartungen und Ängste niederschreiben, um der Welt dort draußen Südafrika ein Stückchen näherzubringen.
Parallel zu diesem Blog werde ich ebenfalls regelmäßig auf YouTube Bericht erstatten. Dieser Blog und meine Vlogs gehen Hand in Hand. Besucht doch einfach mal meinen Kanal
Soviel zu mir und meinem Leben. Ich bin gespannt auf das kommende Jahr. Im September geht es los, 365 Tage werde ich bleiben. Wie die Welt danach für mich aussehen wird, das wird bis dahin ein Geheimnis bleiben. Wer also gespannt ist auf das Ergebnis, der darf gerne bleiben.