Donnerstag, 24. September 2015

Männer und Gefühle...


Nach einem wirklich schönen Abend mit meiner ganzen Familie sollte ich mich langsam auf Südafrika vorbereiten - mental. Der Koffer ist gepackt, heute geht der Flug. Ganz so cool wie ich mich gestern gegeben habe, bin ich dann heute doch nicht mehr. Der Abschied von meinen Verwandten war nicht schön, aber auch nicht schmerzhaft. Doch jetzt, wo ich kurz vor dem Borden stehe, pumpert mein Herz doch ganz schön schnell. Gestern war es noch mehr Angst. Angst vor dem Unbekannten. Heute ist es Aufregung. Alles ist gepackt. Alles ist erledigt. Das einzige, was ich noch machen muss, ist in den Flieger zu steigen - als wenn das so einfach wär.
Gestern bin ich sehr viele emotionale Phase durchgegangen: Aufregung vor dem großen Abenteuer. Angst vor dem Unbekannten. Depression, Abschiedsschmerz, Trauer, Freude. Jedes Gefühl hat eine Stunde reserviert und hat mich nicht verlassen. Und jetzt sind es noch sechs Stunden bis zum Flug und langsam kristallisiert sich ein Gefühl heraus: Aufregung. Wenn ich aber ehrlich bin, kann ich nicht genau sagen, weswegen ich aufgeregt bin. Wegen den zwei Flügen nach London und Kapstadt? Wegen dem nahenden Abschied meiner Familie? Wegen dem großen Unbekannten? Ist es die Angst, die mich aufregt? Die Unsicherheit? Um ehrlich zu sein, fühle ich mich im Moment wie ein emotionales Loch: tief und dunkel, ich weiß nicht, was in mir vorgeht, aber ich weiß, dass etwas vorgeht.
Ein Lichtblick strahlt jedoch am Ende des Tunnels: meine Freunde. In Frankfurt werde ich mich mit zwei anderen Freiwilligen treffen und in London werden alle "Cape Townier" zusammentreffen; elf Stück an der Zahl. Sie alle bringen Hoffnung in meinen jetzigen, ziemlich komplizierten Zustand. Ich weiß, dass es für sie genau so neu werden wird wie für mich. An alles, an das ich mich gewöhnen und anpassen muss, müssen sie sich auch gewöhnen und anpassen. Wir werden gemeinsam wachsen und gemeinsam leiden. Das ist meine ganz große Hoffnung und ich freue mich riesig, sie wiederzusehen.
Aber, sobald Frankfurt erreicht sein wird, gibt es wirklich kein Zurück mehr. Ich muss von meiner Familie Abschied nehmen und mich dem Abenteuer stellen. Wie schwer es sein wird, was einfach werden wird, wie sehr ich an meinen Aufgaben wachsen werde - das kann ich nicht sagen. Ich weiß nicht, ob ich mich in Kapstadt gut einleben werde. Ich weiß nicht, ob mir die Arbeit bei CMHS gefallen wird. Ich weiß nicht, ob ich ohne meine Eltern klar kommen werde. Alles wird mich konfrontieren und letztendlich muss ich zu einer Lösung kommen.
Aufregung? Definitiv.
Angst? Ein bisschen.
Freude? Auch irgendwie.
Hoffnung? Groß.
Aber vielleicht wird alles halb so schlimm werden.


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